Leimbinder für Holzkonstruktionen – eignet das Holz dafür? steda deckt auf!

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Holzkonstruktion in der Architektur aus Leimbinder
© Shutterstock - Nessa Rose

Ob Terrassenüberdachung, Gartenhaus oder Carport: Der natürliche Baustoff Holz erfreut sich großer Beliebtheit, er ist vielfältig einsetzbar und leicht zu verarbeiten. Wenn es darum geht, solide und zuverlässige Unterkonstruktionen herzustellen, wird meistens auf Brettschichtholz oder Leimbinder zurückgegriffen, ein industriell gefertigtes Holzprodukt.

Was sind Leimbinder?

Um Brettschichtholz herzustellen, sind mehrere Produktionsschritte notwendig. Begonnen wird damit, den Baum zu entrinden. Der Stamm wird dann zu Brettern geschnitten, dabei werden rissige und stark verästelte Bretter gleich aussortiert.

Anschließend gelangt das Holz in eine spezielle Trockenkammer, wo es getrocknet wird, bis eine Restfeuchtigkeit von 15 % übrig bleibt. Durch diesen Trocknungsprozess wird Schimmel, Schädlingen und auch Pilzbefall vorgebeugt. Jetzt werden die Bretter zugeschnitten und gehobelt und mittels Keilverzinkung zu Lamellen verbunden. Die Keilverzinkung entsteht durch einen keilförmigen Einschnitt, an dem das Holz passgenau zusammengesteckt und mit Harzkleber verklebt wird.

Diese Verleimung muss besonders sorgfältig erfolgen, ähnlich der Schweißnähte im Stahlbau. Es kommen nur geprüfte Klebstoffe zum Einsatz, die einer bestimmten Norm entsprechen.

Die Länge der hergestellten Bretter ist dadurch variabel. Aus diesen Brettern werden Kanthölzer geleimt, welche anschließend nochmals gehobelt werden.

Für die Qualität von Brettschichtholz, bzw. Leimbinder gibt es verschiedene Normen und unterschiedliche Qualitätsklassen. Diese werden angegeben aus den Buchstaben GL, was für „glue laminated timber“ steht, die englische Bezeichnung für Leimbinder.

Dahinter steht eine Zahl, welche die Biegespannung in N/mm² angibt, und anschließend die Buchstaben c oder h, welche Aufschluss über die Zusammensetzung des Leimbinders geben. „h“ steht für homogen, also alle Lamellen verfügen über die gleiche Festigkeit und Qualität, während „c“ für combined, also Lamellen unterschiedlicher Festigkeitsklassen steht.

Außerdem gibt es noch die Bewertung nach der Oberfläche, wobei man Industrie-, Auslese- und Sichtqualität unterscheidet.

Üblicherweise wird Sichtqualität verwendet, Industriequalität verwendet man eher an versteckten Orten, und Auslesequalität findet im höherpreisigen Wohnbau Verwendung.

© Shutterstock – Orlova OV

Aus welchen Holzarten bestehen Leimbinder?

Leimbinder bestehen fast immer nur aus einer Holzart, und meistens werden dazu Nadelbäume eingesetzt. Die Verwendung von Laubbäumen wie Pappeln ist in Frankreich üblich, erfüllt aber nicht die strengen bauphysikalischen Vorgaben für die meisten europäischen Länder.

In Deutschland und Österreich werden hauptsächlich Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche und Douglasie genutzt. Besonders gut eignet sich die nordische Fichte aufgrund ihres Wuchses für die Herstellung von Leimholz.

Derzeit wird intensiv die Verleimung von Buchen- und Eichenholz entwickelt, damit dieses einmal die gleichen Eigenschaften wie Nadelhölzer aufweisen kann.

Vollholz, Konstruktionsvollholz und Leimholz – wo ist der Unterschied?

Alles, was ohne chemische oder chemisch-mechanische Veränderung aus einem Baumstamm gearbeitet wird, darf sich Vollholz nennen.

Konstruktionsvollholz ist eine geschützte Marke und entspricht einer hochwertigeren Qualitätsklasse. Konstruktionsvollholz kann man als Vollholzprodukt aus Nadelholz bezeichnen werden, welches durch Keilzinkung beliebig verlängert wird.

Die Vorteile des Konstruktionsvollholzes liegen darin, dass die Holzbauteile trocken geliefert werden, das Holz ist in 2 Qualitäten lieferbar, durch die Trocknung insektenunempfindlich, es ist dimensionsstabil und unterliegt einem hohen Qualitätsstandard.

Das Leimholz wird aus mindestens 3 in der gleichen Faserrichtung verleimten Brettlagen gefertigt. Brettschicht- oder Leimholz ist frei von Fehlstellen, die dafür verwendeten Hölzer werden vorsortiert. Deshalb wird Leimholz auch überall dort eingesetzt, wo die Tragfähigkeit großer Lasten gefragt ist.

Wozu verwendet man Leimbinder?

Leimbinder ist besonders trage- und biegefest, und wird überall dort eingesetzt, wo Konstruktionen entweder besonders stabil, oder auch außerordentlich hoch sein sollen.

Außenbereich

Pergolas, Carports oder Gartenhäuser werden gerne aus Leimbinder gebaut, nicht nur zur Gewährleistung der Stabilität, sondern auch aus optischen Gründen. Auch bei stabilen Unterkonstruktionen für Terrassenbau, das Gartenhaus etc. setzt man auf Leimbinder.

Tragwerk

Im Bereich Dachstuhlbau können mit Leimbinder auch architektonisch anspruchsvolle Konstruktionen umgesetzt werden. Da Leimbinder besonders tragfähig sind, werden sie auch oft für den Hallenbau eingesetzt.

Wohnraum

Auch hier wird zu Leimholz gegriffen, wenn bei Möbeln besondere Stabilität gefragt ist, wie es bei Tischen, Bänken oder Regalen der Fall ist. Natürlich kann man Leimholz auch für den Treppenbau einsetzen.

Holzkonstruktion beim Bau mit Leimbinder
© Shutterstock – ja-images

Was Sie beim Streichen von Leimbindern beachten sollen:

Die Kesseldruckimprägnierung reicht bei den meisten Hölzern wie Mahagoni, Zeder oder Lärche aus, sodass der Leimbinder nicht gestrichen werden muss. Dies gilt vor allem dann, wenn das Holz nicht der Witterung ausgesetzt ist und nirgends mit dem Boden in Kontakt kommt.

Auf keinen Fall sollten Sie Leimbinder luftdicht mit deckender Farbe überstreichen, da das Holz unter dem Lack wahrscheinlich zu faulen beginnt, der Lack wird rissig und platzt ab.

Wir empfehlen, Leimbinder im Außenbereich (Carports, Terrassenüberdachungen) mit dekorativer Lasur zu streichen, und Innenlasuren für zum Beispiel das Dachstuhlgebälk zu verwenden.

Wenn Sie den Leimbinder mit einem Schutzanstrich gegen Insekten, Fäulnis etc. versehen wollen, tun Sie dies am besten vor dem Zusammenbauen. Eine transparente Lasur mit UV-Schutz macht im Außenbereich durchaus Sinn, damit das Holz nicht so schnell vergraut.

Vorteile von Leimbindern:

  • verminderte Rissbildung – Anders als bei Vollholz, das nur aus einem einzigen Stück Holz besteht, kommt es beim verklebten Leimbinder nur selten zu Rissen. Beim Bau eines Dachstuhls ist zum Beispiel die Rissbildung absolut unerwünscht, weshalb man hier oft Leimbinder im Einsatz findet.
  • Natürliche Schwachstellen gibt es nicht, da es sich um vorsortiertes Holz handelt.
  • Eigenschaften im Brandfall. Es klingt skurril, das Holz im Brandfall länger bestehen kann als Stahl, aber es ist tatsächlich so. Während Stahl bei einer gewissen Temperatur weich und nachgiebig wird, brennt das Leimholz schichtweise ab.
  • Leimbinder lassen sich leicht bearbeiten mit gängigen Holzwerkzeugen, es sind unterschiedlichste Radien und Formen möglich.

Nachteile von Leimbindern:

  • Widerstandsfähigkeit lässt sich nicht mit der von Stahl vergleichen, der Preis von Leimbinder allerdings durchaus.
  • Außerdem ist das Material nun einmal Holz und es verhält sich auch wie solches, das heißt, wenn große Feuchtigkeit vorherrscht, können sich auch Leimbinder mit Wasser vollsaugen und aufquellen.
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