Alles über Schneelast in Deutschland – wichtige Dinge, die du wissen solltest

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Schneelast

Wenn im Winter der Schnee vom Himmel fällt, freuen sich die Kinder über die weiße Pracht auf Wiesen und Feldern. Eine geschlossene Schneedecke ist schön anzusehen und vermittelt ein Gefühl von Weihnachten und Harmonie.

Wenn der Schneefall über mehrere Tage anhält, wird die Schneedecke immer größer und so mancher Hauseigentümer schaut mit gemischten Gefühlen auf das Dach seines Hauses. Wird die Schneelast auf meinem Haus zu einem Problem? Ist es möglich, dass mein Dach einen Schaden nimmt oder sogar einknickt?

Mit unserem Schneelast Ratgeber möchten wir versuchen, die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit der Belastung durch Schnee auf dem Dach zu beantworten.

© Shutterstock – Bildagentur Zoonar GmbH

Was ist Schneelast im Zusammenhang mit dem Dach auf deinem Haus?

Bei anhaltendem Schneefall bildet sich eine immer größer werdende Schicht an Schnee auf dem Dach deines Hauses. Dabei gibt es einige Faktoren, von denen es abhängig ist, ab wann dein Dach gefährdet ist.

Zu diesen Faktoren gehören:

  • Die Bauweise des Daches
  • Die Dachneigung
  • Die Schneegefahr-Zone in Deutschland, in der Dein Haus steht
  • Die topografische Höhe, auf der sich das Haus befindet
  • Die Art des Schneefalls (Pulverschnee oder Nassschnee)
  • Vereisung oder stehendes Wasser beim Abtauen

Erst wenn du über all diese einzelnen Bestandteile richtig Bescheid weißt, kannst du in etwa abschätzen, wie gefährdet das Dach deines Hauses ist.

Aus welchem Material dein Dach besteht, kannst du in der Baubeschreibung des Architekten bei den Bauunterlagen einsehen. Dort findest du auch Angaben darüber, wie groß die Neigung des Daches an deinem Haus ist.

Ein Dach mit starker Dachneigung ist weniger gefährdet, weil sich dort weniger Schnee halten kann. Er rutscht dort einfach zu Boden und es gibt weniger Probleme.

Schwieriger wird die Angelegenheit, wenn die Dachneigung weniger als 30 Grad beträgt. Hier kann sich der Schnee gut festsetzen und bildet schneller eine dicke Schicht. Am schwierigsten ist das Schneelast Problem bei Flachdächern. Dort bleibt der Schnee nach dem Schneefall einfach liegen.

Die Schneelast Richtwerte – Definition und Einteilung in Regionen

In Deutschland herrschen aufgrund der Höhenunterschiede und regionaler Besonderheiten unterschiedliche Witterungsbedingungen.

So wurden beispielsweise im norddeutschen Tiefland in der Vergangenheit Schneelastwerte ermittelt, die weit über den Werten der umliegenden Regionen lagen. Das kann beispielsweise durch regionale Schneestürme verursacht werden, die zu mehr Schnee auf den Gebäuden führt.

Grundsätzlich ist Deutschland in fünf abgestufte Schneelastzonen eingeteilt, die auf der Karte im weiteren Verlauf des Ratgebers vorgestellt werden. Zur Einteilung der Zonen dient der Messwert, der in kN/qm angegeben wird.

Diese Zonen sind:

Schneelastzone Berechnungsformel Schneelast in kN/m²
Zone 1 sk = 0,19 + 0,91 * ((A+140)/760)² > 0,65 (kN/m²)
Zone 1a sk = 1,25 * [0,19 + 0,91 * ((A+140)/760)²] > 0,81 (kN/m²)
Zone 2 sk = 0,25 + 1,91 * ((A+140)/760)² > 0,85 (kN/m²)
Zone 2a sk = 1,25 * [0,25 + 1,91 * ((A+140)/760)²] > 1,06 (kN/m²)
Zone 3 (1) sk = 0,31 + 2,91 * ((A+140)/760)² > 1,10 (kN/m²)

Für die Berechnung der Schneelastwerte für die Karte gibt es eine Regelung, die nach einer entsprechenden Norm aufgestellt worden ist.

Wie ist die Schneelast geregelt?

Mit DIN-Norm DIN N 1991-1-3:2010-12 werden die Einwirkungen ermittelt, die aus dem Lastfall von Schnee entstehen können. Sie ist Grundlage für die Errichtung von Hoch- und Ingenieurbauten in Bezug auf Belastungen durch Schneefall.

Hier wird festgelegt, wie unterschiedliche Einwirkungen in Bezug auf Schneefall zu kombinieren sind. Zusätzlich wird ermittelt, welche Teilsicherheitsbeiwerte und Kombinationsbeiwerte anzusetzen sind.

Um die Tragwerksicherheit zu ermitteln, werden die Grundlagen der Norm in Rechenwerte überführt. Dabei wird die Last des Schnees auf dem Dach aus der Last, die am Boden liegt, ermittelt und mit einem Formbeiwert multipliziert.

Der Formbeiwert (μi) berücksichtigt dabei die Dachform und beträgt beispielsweise bei flachen Pultdächern 0,8.

Die Formel lautet in diesem Beispiel:

si = μi • sk

µi – Formbeiwert der Last aus dem Schnee

sk – charakteristischer Wert der Last aus dem Schnee in kN/qm

Bei der Berechnung nach dieser Formel sind individuelle Faktoren wie das Eigengewicht der Dachkonstruktion und veränderliche Lasten wie beispielsweise Wind oder Schnee zu berücksichtigen.

Praktische Schneelast Karte – finde heraus, in welchem Gebiet du wohnst

Der Gedanke, dass Schneelasten nur in den Hochregionen der Alpen ein Problem sind, kann trügerisch sein. Wie du auf der Karte erkennen kannst, sind in Deutschland auch Teile der Mittelgebirgsregionen oft davon betroffen.

Zu den topografischen Einflüssen, auf welcher Höhe sich dein Haus befindet, kommen Witterungseinflüsse hinzu, die als meteorologische Last bezeichnet werden.

Unter meteorologische Last versteht der Klimaexperte den Einfluss von

  • Wind
  • Schnee
  • Eis

den diese Faktoren auf Bauwerke oder einzelne Elemente ausüben können. Die Auswirkungen werden in KiloNewton pro Quadratmeter (kN/qm) ermittelt. Sie beeinflussen unter Umständen den Wert aus der Schneelastkarte.

Schneelastzonenkarte Steda
Schneelastzonenkarte Steda

Was kann durch das Auftreten von Schneelasten passieren?

Bei sehr starkem und länger anhaltendem Schneefall bildet sich schnell eine dicke Schneeschicht auf den Dächern der Häuser. Je geringer die Dachneigung ist, umso mehr Schnee bleibt auf den Dächern liegen und bildet eine Gefahr für die Hausbewohner. Besonders groß ist das Risiko bei Flachdächern.

Hier bleibt der Schnee komplett liegen und bildet eine massive Schicht. Zusätzlich sind auch die Aufbauten auf Dächern gefährdet. Das betrifft in erster Linie die Halterungen von Fotovoltaik-Anlagen und solarthermischen Anlagen.

Bei einer zu großen Belastung kann dein Dach eingedrückt werden oder im schlimmsten Fall sogar einstürzen. Eine weitere Gefahr, die von Schnee auf dem Dach ausgeht, zeigt sich bei einsetzendem Tauwetter.

Hier können bereits die ersten Sonnenstrahlen beim Abtauen eine Dachlawine auslösen. Die Dachlawine entsteht meist ohne Vorankündigung und stellt eine große Gefahr für Fußgänger oder unter dem Dach geparkte Autos dar.

Aufgrund der Verkehrssicherungshaftpflicht haftest du dabei als Hauseigentümer für eventuell anfallende Schäden.

So schwer ist Schnee! – Hättest du das gedacht?

Gefährliche Schneelast
Gefährliche Schneelast

Wenn der Schnee vom Himmel fällt, hast du das Gefühl, er ist leicht wie eine Feder. Ein paar Schneeflocken in deiner Hand schmelzen sofort. Etwas anderes ist es schon, wenn du mit den Händen einen Schneeball formst.

Mit dem Gewicht des komprimierten Schnees hast du mit deinem Schneeball ein richtig schweres Wurfgeschoss. Noch ganz anders sind die Verhältnisse beim Schnee auf dem Dach deines Hauses.

Vor allem, wenn der Schnee dort über einen längeren Zeitraum liegen bleibt, verändern sich die Gewichtsverhältnisse deutlich.

Damit du einen Einblick in die Schneelastverhältnisse auf deinem Dach bekommst, hier eine kleine Tabelle zur Ansicht:

  • 10 Zentimeter frisch gefallener Pulverschnee haben ein Gewicht von etwa 10 Kilogramm/ qm Dachfläche
  • 10 Zentimeter Nassschnee hinterlassen auf deinem Dach ein Gewicht von bis zu 40 Kilogramm/ qm Dachfläche
  • Eine festgefrorene Eisschicht auf deinem Dach hat ein Gewicht von etwa 90 Kilogramm / qm
  • Bei Tauwetter bildet sich Wasser auf deinem Dach mit einem Gewicht von 100 Kilogramm / qm

Bei einer gesamten Dachfläche von beispielsweise 100 qm lastet bereits bei Nassschnee auf Deinem Dach ein Gewicht von 4.000 Kilogramm. Das entspricht dem Gewicht eines asiatischen Elefanten!

Praktische Online Schneelast Konfiguratoren

Wie kannst du selbst die Belastung durch Schnee auf deinem Dach ermitteln? Damit es einfach für dich wird, die Belastung durch Schnee auf deinem Dach selbst zu bestimmen, haben wir für dich einige hilfreiche Module zur Schneelastberechnung zusammengestellt.(Aktualisiert September 2020)

  1. Panelsell.com
  2. Michael-zimnik.de
  3. WUS GmbH

Zur individuellen Berechnung benötigst du nur einige wenige Daten von deinem Haus und der Umgebung, in der du wohnst. In wenigen Minuten hast Du die Schneelastberechnung erledigt.

Haben Flachdach, Carports oder Terrassenüberdachungen ein höheres Schneedruck-Risiko?

Diese Frage können wir dir mit einem klaren Ja beantworten.

Alle drei Dachvarianten beruhen von der Konstruktion her auf einer ebenen Fläche. Deshalb bleibt bei Schneefall der gefallene Schnee einfach auf dem Dach liegen. Bei einem Satteldach auf dem Haus rutschen Teile des Schnees aufgrund des Gefälles im Laufe der Zeit selbstständig vom Dach herunter.

Hier ist es wichtig, dass du besonders beim Carport oder der Terrassenüberdachung dein Dach vom Schnee befreist. Achte aber dabei immer darauf, dass du nicht in Gefahr kommst.

Im Winter ist es glatt und eisig.

Bevor du mit einem Besen oder einer Schneeschaufel an die Arbeit gehst, ist gutes Schuhwerk und eine geräumte und gestreute Fläche rund um Carport oder Terrassendach wichtig.

Auf keinen Fall solltest du auf das Dach deines Hauses steigen. Das überlässt du besser den Profis.

Wie kannst du die Last des Schnees von deinem Dach entfernen?

Wenn du dir selbst helfen möchtest, kannst du einen Teil deines Dachs von der Last des Schnees befreien. Dabei gilt aber diese Grundregel:

Betrete niemals beim
Schneeräumen das Dach!

Es ist wichtig, dass du bei deinen Arbeiten nie alleine bist. Wenn du vom Boden aus eine Leiter ans Dach anlegst, sollte jemand dabei sein, der die Leiter sichert oder bei einem Unfall schnell Hilfe holen kann.

So gesichert, kannst du von der Leiter aus einen Teil des Dachs mit einem weichen Besen vom Schnee befreien. Die zweite Alternative ist das Arbeiten von der Dachluke aus. Manchmal genügt ein kleiner Impuls, um ein größeres Schneebrett in Bewegung zu setzen.

Achte dabei selbstverständlich darauf, dass während der Arbeiten keine Person unter dem Dach steht oder Passanten vorübergehen.

Wie kannst du dich bei dir zu Hause vor herabfallenden Schneelasten schützen?

Besonders in den deutschen Bundesländern mit starkem Schneefall gibt es bereits in den Bauordnungen der Gemeinden Vorschriften für die Anbringung eines Schneefangsystems auf den Dächern. Aufgrund der Haftungslage für Schäden durch Schneelasten solltest du über eine freiwillige Lösung nachdenken.

Bewährt haben sich dabei:

  • Schneefanggitter
  • Schneefangbalken
  • Schneefanghaken

Schneefanggitter

Schneelast
Schneefanggitter

Schneefanggitter werden oberhalb der Dachrinne über die gesamte Breite des Dachs installiert. Die einzelnen Segmente sind meist 3 Meter breit und 20 Zentimeter hoch.

Für Dächer mit Fotovoltaikanlagen gibt es spezielle Lösungen im Handel.

Schneefangbalken

Schneefangbalken
Ein Schieferdach mit 2 Gauben und 2 Schornsteinen und Schneefangbalken

Eine Alternative zu den optisch unattraktiven Gittern sind Schneefangbalken. Sie werden in ähnlicher Weise oberhalb der Dachrinne montiert. Die Rundholzbalken auf dem Dach geben der Dachkonstruktion ein rustikales Aussehen.

SchneefanghakenSchneefanghaken

Die Haken werden auf der Dachfläche verteilt. Sie verhindern lediglich ein einseitiges Abrutschen ganzer Schneebretter vom Dach. Schneefanghaken müssen aber immer in Kombination mit Gittern oder Balken eingesetzt werden.

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